Wir zitieren hier Auszüge aus der Studie von Prof. Dr. Fritz Mattejat (2016)
'Die LepperMühle im Urteil der Jugendlichen'

Wolltest du selbst in die LepperMühle kommen oder wollten das andere Leute? Was für Erwartungen hattest du bevor du hier her gekommen bist?

Mehrheitlich wurde die LepperMühle von Fachleuten vorgeschlagen. Teilweise hätten die Patienten und Familien aber auch alleine und sehr selbständig herausgefunden, dass die LepperMühle das Richtige sein könnte. Bei der Frage, ob es der eigene Wunsch war, umfassten die Antworten das ganze Spektrum: Die Antworten reichen von ursprünglicher Ablehnung (wollte selbst nicht) über Unentschieden­heit, bis dahin, dass der Jugendliche selbst von sich aus nach eigener Internet­-Recherche (ohne Anregung von Fachleuten) in die Lepper­Mühle wollte.

Wie findest du es heute, hier in der LepperMühle zu sein?

„Die Leppermühle war genau die richtige Entscheidung.“

„Ich bin sehr froh, dass ich hierher gekommen bin.“

Was hilft dir hier in der LepperMühle, was bringt dich hier vorwärts?

Kontakte zu Gruppenbetreuern:

„Dass man doch wirklich viel Hilfe bekommt, wenn man sie braucht. Wenn man sie nicht braucht dann war alles gut und wenn man sie braucht, dann hat man sie genommen.“

„Was ich gut finde ist die Unterstützung die man kriegt, also ganz früher musste man mir in den Arsch treten ehrlich gesagt ein bisschen und musste mich drängen, dass ich etwas mache. Da haben die mir echt gut geholfen.“

„Dass man einfach am Tag wenn man Probleme hat hingehen kann und dass man weiß, dass nachts auch jemand da ist wenn etwas sein sollte und dass mit denen reden kann wenn man irgendwelche Probleme hat.“

„Die Betreuer sind auch total toll, ich habe mich nie unfair behandelt gefühlt oder so etwas. Klar am Anfang war es schon richtig unangenehm mit den Betreuern, aber es lag eher an mir, weil ich nicht offen war. Die Betreuer haben schon einiges getan, ich habe einfach nicht zugehört. Ich glaube es hat viel mit Einstellungen zu tun.“

„Also man kann immer zu den Betreuern gehen wenn irgendetwas ist, die helfen auch einem bei den Hausaufgaben, wenn man nicht weiter weiß.“

„Weil ich dann noch hier so gute Betreuung habe, die mich wieder auf den Boden bringt, wenn es mir nicht so gut geht oder wenn ich irgendwo abdrifte, dann fühle ich mich in einem guten System aufgehoben, was mich weiter bringt.“

Soziale Kontakte zu anderen jugendlichen Bewohnern

„Es ist auch viel Kontakt da, gerade das Wohnen in so einer WG, es ist immer jemand da und bis jetzt habe ich nur Glück mit meinen Mitbewohnern.“

„Das schöne ist alle hier haben Probleme, ihre eigenen Probleme und man ist nicht alleine mit seinen Problemen.“

„Es sind super nette Leute um einen herum, also jeder nimmt jeden so wie er wirklich ist, man muss sich hier nicht verstellen.“

„Trotzdem ist hier immer so eine Sicherheit, dass man hier auch Leute hat.“

„Die Leute sind hier sehr nett, also meine Gruppe ist ziemlich top.“

„Der Umgang mit den anderen Jugendlichen ist auch ganz gut. Ich war sehr zurückgezogen bevor ich hier her gekommen bin und das hat sich auch hier verbessert.“

„Also man findet sehr schnell Freunde hier, das hat mich überrascht, weil ich nicht so wegen meiner Krankheit so kontaktfreudig bin wie früher. Man ist auf mich zugegangen, hat mich gefragt willst du mal etwas machen und so bin ich eigentlich ganz leicht eingebunden worden ins Leben.“

Der Stellenwert der Martin-Luther-Schule in der LepperMühle

Nicht alle Jugendlichen gehen in die Martin-Luther-Schule. Für alle Jugendlichen, die in die Schule gehen, hat die Schule einen sehr hohen Stellenwert und eine sehr positive Bewertung:

„Ich war schon völlig raus; wo anders hatte ich keine Chance.“

„Die schulischen Möglichkeiten gibt es wo anders nicht.“

„Nur hier habe ich die Möglichkeit, einen Abschluss zu machen.“

„Hier geht man in der Schule auf mich ein.“

„Bevor ich hier her gekommen bin, bin ich gar nicht mehr zur Schule gegangen, jetzt gehe ich wieder regelmäßig, habe auch ein sehr gutes Halbjahreszeugnis gehabt.“

„Schule auf jeden Fall. Es gibt halt viele Leute die waren nicht mehr in der Schule, es ist ein sehr wichtiger Punkt und hier haben sie eben die Möglichkeit ihr Handicap noch auszugleichen. Die Krankheit ist ja ein Handicap und deswegen muss man halt auch jemandem die Chance geben dieses Handicap auszugleichen und das schaffen ja zum Glück auch die meisten hier.“

„Außerdem konnte ich hier im geschützten Raum meinen Schulabschluss machen, sitze noch dran am Hauptschulabschluss momentan, und dann noch den Realschulabschluss nächstes Jahr.“

„Ich habe auch den Schulabschluss geschafft, den Hauptschulabschluss, ich habe erst Lernhilfe gemacht und habe dann noch den Hauptschulabschluss geschafft und das war schon ein großer Fortschritt.“

„Gut dass ich auf der Martin-Luther-Schule eine Schule gefunden habe mit der ich meinen Realschulabschluss nachmachen kann.“

„Die Schule, die Lehrer gehen auch auf einen ein wenn du Probleme oder so hast. Von den anderen Schulen habe ich es nicht so gekannt.“

„Gut finde ich die dafür ausgebildeten Lehrer und Sozialpädagogen, gute Lehrkräfte, besser als das was ich in der Heimat erlebt habe.“

„Die Schule hat mir vor allen Dingen geholfen. Mit 14 Jahren war ich in der siebten oder achten Klasse, da habe ich zu Hause abgebrochen. Hier waren die Lehrer sehr freundlich und haben auch viele Sonderregelungen für mich gemacht. Zum Beispiel durfte ich in der Pause drin bleiben, weil ich mit vielen Menschen nicht klar kam.“

„Reha-Werkstätten“, Arbeitstherapie, Ergotherapie

„Der Reha-Bereich ist für mich ein sicherer Ort und erst einmal ein besserer für die Gesundheit.“

„Ich glaube für die Entwicklung ist der Reha-Bereich erst einmal sehr wichtig, weil ich habe am Anfang die Arbeitszeit nicht gut hingekriegt, es war auch sehr wichtig, dass man mich angetrieben hat. Das hat mir sehr geholfen.“

„Ich glaube die Arbeitstherapie ist glaube ich das wichtigste, weil es schenkt den Jugendlichen ein Alltagsleben mit einem konstanten Rhythmus.“

„Reha-Bereiche, die nach der Schule gemacht werden die waren auch sehr interessant. Ich habe alles ausprobiert, d.h. im Büro, in der Metallwerkstatt, in der Holzwerkstatt.“

Was hilft dir nicht, was findest du hier nicht gut? Hast du Kritikpunkte?

Das Thema „Strukturen/Regeln“ steht dabei im Vordergrund, gefolgt von der Kategorie „Infrastruktur“.

Meistens werden anstatt von eindeutigen Kritikpunkten eher schwer zu regelnde Dimensionen mit Vor­ und Nachteilen diskutiert. Hier einige Beispiele:
Internet­zugang: Wie ist Begrenzung sinnvoll?
Wie einheitlich können Regeln in den verschiedenen Gruppen praktiziert werden?
Wie individuell können Regeln gestaltet werden? Feste Gruppen­regeln vs. individuelle Regeln - wie streng müssen Regeln durchgesetzt werden?

Du machst hier auch Psychotherapiegespräche. Was bedeutet Psychotherapie für Dich? Was ist der Unterschied zu anderen Gesprächen? Ist oder war die Therapie für dich hilfreich und nützlich oder eher schädlich? 

„Die Therapie hilft mir sehr gut, da kann ich meine Probleme gut ansprechen.“

„Mit der Therapie, ich brauche es zwar nie so, aber es hat irgendwie schon am Anfang geholfen.“

„Das Psychologengespräch finde ich sehr gut, also die machen nicht immer Spaß, aber meistens. Da gibt es ja auch Tage wo man denkt habe ich keinen Bock, weil man sich da ausreden kann, bisschen den Frust weg reden kann. Das finde ich ganz gut.“

„Therapie ist zum Beispiel sehr wichtig, man ist ja auch nicht hier zum Spaß, sondern will ja gesund werden und muss auch etwas erreichen können und die Krankenkasse zahlt es ja nicht zum Spaß und natürlich muss man was erreichen und deswegen muss man auch zur Therapie gehen, es ist halt wichtig zur Therapie zu gehen.“