Die Martin-Luther-Schule ist eine staatlich anerkannte private Ersatzschule für Kranke, ebenso wie die LepperMühle in Trägerschaft des Vereins für Jugendfürsorge und Jugendpflege e. V. Die Schule besteht aus der Stammschule (Gebäude auf dem Gelände der Leppermühle in Buseck), der Abteilung Georgenhammer (Nähe Laubach – Lauter) und der Ballhaus-Schule in Butzbach. Die Schule hat eine Kapazität von 230 Schülerinnen und Schülern, verteilt auf 30 Klassen. Der Eintritt in die Martin-Luther-Schule ist jederzeit möglich, die Dauer der Beschulung ist nicht festgelegt.
Die Regelbeschulung findet für die Klassen 1- 7 montags bis freitags von 8 – 12 Uhr mit 5 Unterrichtsstunden à 40 Minuten statt. Die Schüler des 8. bis 10. Schuljahrs haben darüber hinaus an zwei Tagen Nachmittagsunterricht. Der Unterricht wird in Lerngruppen von 5 bis 12 Schülerinnen und Schülern erteilt. Neben den Lehrkräften stehen zusätzlich sozialpädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (zum Beispiel durch Doppelbesetzung im Unterricht der Grund- und Mittelstufe) zur Lernunterstützung der Schüler bereit. Eine Beschulung im Rahmen der Schulpflichtverlängerung ist möglich.
In den Bildungsgängen Grundschule, Förderschwerpunkt Lernen, Haupt- und Realschule werden die Unterrichtsfächer so weit wie möglich entsprechend der Stundentafel des Hessischen Kultusministeriums unterrichtet. Am Ende der Schulzeit sind die Abschlüsse im Bildungsgang Förderschwerpunkt Lernen, der Haupt- und Realschule möglich. Die Abschlüsse sind denen der öffentlichen Schule gleichgestellt.
In der Martin-Luther-Schule werden vorrangig psychisch kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus den Wohneinrichtungen des Schulträgers unterrichtet. Alle Schülerinnen und Schüler, die stationär in Wohngruppen des Kinder- und Jugendwohnheimes LepperMühle oder in die angegliederten Wohnheime in Gießen (Adalbert-Focken-Haus und Berthold-Martin-Haus) aufgenommen werden und (noch) keine öffentliche Schule besuchen können, werden von den Heimleitungen automatisch für den Besuch der Martin-Luther-Schule angemeldet. Darüber hinaus werden weitere Schulplätze von externen Schülern aus Gießen und den umliegenden Landkreisen besetzt.
Pädagogisches Profil
Den Schüler/innen ist die Teilnahme am Unterricht an öffentlichen Schulen nicht möglich. Der Aufbau der vielfach verschütteten Leistungsfähigkeit und Leistungsmotivation mit dem Ziel des Erwerbs eines angemessenen Schulabschlusses, entweder an der Martin-Luther-Schule oder im Fall der vorzeitigen Rückschulung an einer öffentlichen Schule ist deshalb nur möglich, wenn Grundsätze gelten, die das bisherige Scheitern berücksichtigen.
Die Schule versteht ihren Auftrag sowohl in der schulischen Begleitung der Rehabilitation als auch in der Vorbereitung der Reintegration. Hierzu hat sich die Schule Leitlinien für die pädagogische Arbeit erstellt.
Leitidee
Die Martin-Luther-Schule ist christlichen und humanistischen Traditionen verbunden. Das Kollegium der Martin-Luther-Schule, möchte allen Kindern und Jugendlichen eine gemeinsame Schul- und Lebenserfahrung ermöglichen, die niemanden zurück lässt, jeden nach seinen Möglichkeiten beteiligt und damit zur Entwicklung einer toleranten Schulgemeinschaft beiträgt. Jeder soll ohne Angst verschieden sein können.
Leitziel
Die Martin-Luther-Schule will ihre Schülerinnen und Schüler stark machen, sie dabei unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit (wieder-)zu erlangen, besonders im Hinblick auf Konzentration, Durchhaltevermögen, Denkleistungen und das Hinführen zu Abschlüssen.
Zum anderen wird ihre sozial-emotionale Kompetenz gefördert
Die zentralen Elemente des Starkmachens der Schülerinnen und Schüler sind das Angebot der „Beziehung“, die „Versteh- und Handhabbarkeit“ der Anforderungen sowohl im Leistungsbereich als auch im sozialen Kontext und die Erfahrung der „Selbstwirksamkeit“.
Schulleben
Das Schulleben wird aktiv gestaltet durch Schulfeste, Klassenfahrten, Projektwochen, eigene Theater- und Musikaufführungen, Besuche kultureller Veranstaltungen und dem Kennenlernen von außerschulischen Lernorten. Dies ermöglicht den Schülerinnen und Schülern eine positive Identifikation mit der Schule und die Entwicklung des Gefühls, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein.
Rehabilitation und Leistung
Unter Rehabilitationsbedingungen wird die Leistungsbereitschaft, Leistungsfähigkeit und die Entwicklung der Persönlichkeit gefördert. Dabei steht die Achtung der individuellen Schülerpersönlichkeit im Vordergrund.
Die Martin-Luther-Schule arbeitet auf angemessene, staatlich anerkannte Schulabschlüsse hin, bereitet auf eine mögliche Rückschulung in die Regelschule, auf weiterführende Schulen und die Berufswelt vor.
Gleichzeitig gefördert wird die Entwicklung lebenspraktischer Fähigkeiten zur Bewältigung des Alltags.
Rehabilitation hat die Vermittlung von Bildung und die Förderung der Heilungsprozesse in positiver Lernatmosphäre zum Ziel.
Die Stärkung des Selbstbewusstseins, das Erlernen von Problemlösestrategien, das Einüben von Regeln und demokratischen Verfahren ergänzt den Erwerb von Wissen und Fachkompetenz.
Teamfähigkeit und Selbstverantwortung
Der Lerngruppe als sozialer Gemeinschaft kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Sie fördert die Entwicklung von Beziehungsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein für sich und andere, den Aufbau von positiven Selbstkonzepten und die Freude am Lernen. Das Lernen in der Gruppe macht Selbstwirksamkeit erfahrbar und unterstützt zielorientiertes Arbeitsverhalten.
Kooperation
Die Martin-Luther-Schule arbeitet mit allen Einrichtungen des Trägervereins und außerschulischen Institutionen eng zusammen. Zum Wohle der Schülerinnen und Schüler werden die vielfältigen pädagogischen, psychologischen und medizinischen Kompetenzen von Schule und Heim genutzt unter Anerkennung der jeweiligen Fachautonomie.
Vertrauensvolle Elternkooperation ist wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.
Lernende Schule
Die Martin-Luther-Schule begreift sich als lernende Institution, die offen für Impulse von außen ist. Die Transparenz ihres pädagogischen Handelns fördert Vertrauen und klare Strukturen.
Das Schulprofil passt sich den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler an und ist damit wandelbar. Kontinuierliche Fortbildung besonders im Umgang mit den psychischen Erkrankungen der Schülerinnen und Schüler und Evaluation gewährleistet die Fortschreibung der Entwicklung der Schule, bei der die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt stehen.
Überregionales Beratungs- und Förderzentrum
Die Martin-Luther-Schule ist überregionales Beratungs- und Förderzentrum für Kranke für die Schulamtsbezirke Gießen/ Vogelsberg, Wetterau und Hochtaunus.
Ihre Aufgaben bestehen in der inklusiven Beratung der Allgemeinen Schule, gegebenenfalls in der Aufnahme externer Schülerinnen und Schüler in die MLS und in der Begleitung der Rückschulung in das Allgemeine Schulsystem.
Außerdem bietet das üBFZ hessenweite Fortbildungsveranstaltungen zum Umgang mit psychischen Erkrankungen im Schulalltag an.